erschienen im Hinterländer Anzeiger am 16. Mai 2020
Wie in der letzten Kolumne schon erwähnt, wissen wir aus Forschungen der Neurowissenschaften, dass wir zu ca. 90 % jeden Tag die selben Gedanken denken. Es sind immer wieder die selben „Datenautobahnen“, welche aktiviert werden.
In Krisen-Zeiten sind Gedanken, welche sich mit Sorgen beschäftigen völlig verständlich. Es ist der Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle, der uns in diesen Modus versetzt.
Weil wir immer hilfloser nach Auswegen suchen, reden wir ständig über dasselbe Thema, sammeln Fakten und konsumieren mehr Nachrichten, als es für uns gut ist.
Wir bleiben so in einem ständigen Alarm-Zustand. Und je länger die Lage so bleibt, umso schwieriger der Ausstieg, denn wir haben uns auf einmal daran gewöhnt. Die oben erwähnten „Datenautobahnen“ werden nach einiger Zeit von einem Feldweg zur Autobahn.
Es wird heute davon ausgegangen, wenn wir etwas ca. 30 Tage lang wiederholen, es nach dieser Zeit zu einer Gewohnheit geworden ist. Wir haben uns so selbst dazu trainiert, z.B. morgens als erstes das Smartphone anzuschalten.
Und das gilt auch für Angst-Gedanken. Sie werden nach einiger Zeit zur Gewohnheit. Aber ängstliche Gedanken überfluten den Körper mit Stresshormonen. Stresshormone sorgen u. a. dafür, dass sich verschiedene Muskulaturen verkrampfen. Das ist ein zusätzlicher Grund für Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen. Selbst unsere Hände verkrampfen wir unbewusst.
Fassen wir zusammen: Die Gedanken finden keinen Ausweg aus dem „Angst-Modus“ und unser Körper gibt uns mit Verkrampfungen das Signal, dass es uns nicht gut geht. Wir scheinen hilflos ausgeliefert zu sein. Das entspricht aber nicht der Wahrheit. Was man sich antrainiert hat, kann man auch wieder loslassen üben.
Teil 1 der Lösung: Um Angst loslassen zu können, müssen wir lernen, Dinge die uns Angst machen zu meiden, damit sich unser Geist wieder den positiven Gedanken zuwenden kann. Wir programmieren unsere Gedanken nach einiger Zeit sozusagen um. Weg von der Angst, hin z.B. zur Hoffnung.
Und zum Loslassen benutzen wir einen mentalen Trick. Sie haben bestimmt schon von „Fantasiereisen“ gehört. Eine Entspannungsmethode, mit der wir durch Bilder und sogenannte „Prozesswörter“ entspannen können. Wir machen es uns zu nutze, das unser Unterbewusstsein in Bilder „denkt“ und das Wörter innere Prozesse auslösen.
Aber wer meint das wäre albern und funktioniert nicht: Wir sehen uns einen Liebesfilm an um Liebe zu spüren und einen Horrorfilm um einen Adrenalin-Kick zu bekommen. Also genau dasselbe Prinzip: wir nutzen Bilder, um eine Wirkung in uns erzeugen.
Teil 2 der Lösung: Gehen sie in die Natur und suchen sich eine Fluss oder einen Bach. Stellen sie sich davor und lassen Ihren Atem immer ruhiger werden. Schauen Sie ohne Bewertung in das Wasser. Und stellen Sie sich vor, wie Ihre Sorgen und Ängste davon gespült werden. Das machen Sie so langen, bis Sie eine Erleichterung verspüren.
Falls Sie nicht wissen, wo und wie Sie diese Technik ausprobieren können, finden Sie auf meiner Homepage eine kostenfreie Flussmeditation zum Loslassen auf www.shinrin.de unter dem Menü „Meditation/Achtsamkeit“.
Das hat den Vorteil, dass Sie diese Entspannung abends vor dem Einschlafen anhören können und so besser in den Schlaf finden.
Diese Flussmeditation können Sie auch gern über Ihr Smartphone (aber bitte den Klingelton ausstellen) in der Natur anhören. Die natürliche Umgebung lässt uns instinktiv ruhiger werden und wir können uns so leichter auf Entspannung einstellen.